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Dream ~ Chapter 12

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:bulletyellow: Der Tag, an dem alle Träume wahr wurden :bulletyellow:
~ Kapitel 12 ~

Lächelnd ließ Will seine Finger über das weiche hellbraune Leder gleiten. Endlich war sein neuer Sattel angekommen, und er hatte sich beherrschen müssen, seinem Sponsor nicht um den Hals zu fallen. Seine überschwänglichen Dankesbezeugungen hatte der nur lächelnd abgewunken und gesagt, die Freude sei ganz auf seiner Seite und er wäre sicher, dass das Geschenk ganz und gar nicht umsonst sei. Trotzdem hatte er für Will ausgesehen wie ein echter Held, wie ein… wie ein Lebensretter.
Geduldig hatte er dem gelähmten Jungen erklärt, wie die Hilfen funktionierten, was er zu beachten hatte, was auch die anderen zu beachten hatten, was er in Zukunft tun konnte und was nicht, und wie Windmill trainiert werden sollte.
Will sog alle Informationen gierig in sich auf und mit jedem Wort schien es reeller und glaubwürdiger zu werden, dass er wirklich wieder reiten würde. Er hatte es schon beinahe abgeschrieben, die Hoffnung aufgegeben, aber jetzt war er glücklich, sich nicht so fallen gelassen zu haben. Gott war eine Konstante in seinem Leben, nach wie vor, und darüber war er sehr froh.

Zusammen hatten sie seine Stute aufgezäumt und fertig gemacht. Der Sattel besaß eine speziell beschichtete rutschfreie Sitzfläche, einen Haltegriff am Vorderzwiesel und spezielle Steigbügel, die am Sattelgurt befestigt waren und aus denen man nicht herausrutschen konnte. Alles in allem sah er sogar fast aus wie ein normaler Sattel, und Will fragte sich zum ungezählten Mal, wie er es schaffen würde, einem Pferd so Kommandos zu geben…?
„So, rauf mit dir!“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken. Es war Robin, der hilfsbereit an Ort und Stelle stand, um ihn in den Sattel zu heben. Er packte den Jungen unter den Armen und wuchtete ihn auf den Pferderücken.
Will war erstaunt, wie gut er sich doch halten konnte. Noch etwas unsicher richtete er sich auf, schwankte ein wenig und nahm die Zügel in die Hand.
„Na, wie fühlt es sich an?“, fragte Thomas und Will antwortete etwas erstaunt, aber wahrheitsgemäß: „Gut!“ Er warf einen nervösen Blick zu Sky, die hilfsbereit seine kraftlosen Füße in den Steigbügeln befestigte und nickte dankbar.
In ihren Augen sah er für einen Augenblick einen seltsamen Ausdruck, ein Aufblitzen unterdrückter Wut, ein winziges Nicht-verstehen. Will erschrak. Bestätigte das nicht, was er schon geahnt hatte? Sie litt. Sie haderte. Mit Gott und mit sich selbst. Und er wusste kein Bisschen, was er dagegen tun könnte.
„Mit dem Oberkörper kannst du Gewichtshilfen geben, indem du dich in die Richtung lehnst. Was im Englischreiten vielleicht verpönt ist oder nicht gern gesehen wird, darfst du. Dein Pferd wird lernen, darauf genauso zu reagieren.“
Probeweise lehnte sich Will ein Stück nach rechts, wie es Anfänger machten, wenn es hieß, ein Bein mehr zu belasten. Normal blieb man aufrecht sitzen und belastete nur das eine Bein etwas mehr, schoss es Will durch den Kopf.
Er hatte keine Stabilität in der Hüfte, so wäre er fast mit dem Gesicht voran vom Pferd gekippt, wobei er sich durch einen instinktiven Griff zur Halteschlaufe noch abfangen konnte. Sich auf dem Pferd zu halten, war überhaupt nicht einfach, und es war unglaublich anstrengend, schon jetzt.
Er würde das Reiten wohl ganz neu lernen müssen… doch Windmill musste es auch lernen, und der Gedanke beruhigte ihn ein wenig.
Thomas reichte ihm nun eine lange Gerte, die der Junge erst etwas misstrauisch beäugte. „Nimm ruhig.“, sagte der Lehrer auffordernd und er nahm sie in die Linke. Will hatte sich noch nie damit anfreunden können, sein Pferd zu schlagen, deswegen ritt er nie mit einer Gerte. Als hätte Thomas seine Gedanken gelesen, erwiderte er: „Sie ersetzt lediglich die fehlenden Schenkelhilfen, du kannst sie zur Unterstützung nutzen, falls etwas unklar ist. Natürlich wollen wir, dass sie hauptsächlich auf Gewichts-, Stimm- und Zügelhilfen reagiert.“
Will nickte. „Gut.“, sagte er knapp.
Sky machte ein Gesicht, als wäre die ganze Welt gegen sie, doch warum, wusste sie beinahe selbst nicht. „Ich mag den Kerl nicht.“, raunte sie Rahel zu. „Er schlägt Profit aus dem Unglück anderer Menschen. Widerlich so was.“
Die Angesprochene stemmte die Hände in die Hüften. „Das ist nicht gerechtfertigt, so was zu sagen, du weißt, dass es nicht stimmt. Er will nur helfen!“
Als Thomas sie schließlich aufforderte, mitzuhelfen, nickte sie knapp. Will zuliebe.
Zusammen führten sie Windmill den ganzen Nachmittag über die Weide, brachten ihr bei, auf Stimmkommandos hin stehen zu bleiben oder anzureiten, ließen sie Wendungen gehen und rückwärts richten.
Zum Glück war die Stute von Natur aus sehr wissbegierig und lernfähig, und so schien sie schnell zu begreifen, was von ihr verlangt wurde. Will brauchte die Gerte kein einziges Mal, und nach dem Reiten gab er sie Thomas mit einem gönnerhaften Lächeln zurück.

Die nächsten Wochen wurden zur Kraftprobe für alle Jugendlichen auf dem Gestüt. Die Sommerferien neigten sich dem Ende entgegen und zu dem täglichen Training der Pferde kam zu allem Überfluss noch Stallarbeit, weil Robin krank wurde. Oft genug fielen sie am Abend alle todmüde in ihre Betten, vor allem Will, der Höhen und Tiefen durchlitt, sich aber trotzdem zäh durchbiss und immer weitermachte.
An einem brütend heißen Samstagnachmittag eröffnete Thomas dem verdutzten Will dann mit einem breiten Grinsen: „Und, Junge, willst du springen?“
Will, der seinen Sponsor und Mentor in der Zeit schon sehr ins Herz geschlossen hatte, lachte laut auf und tat so, als wäre es ein schlechter Scherz. Thomas, für den es alles andere als ein Scherz gewesen war, schleppte aber schon unbeeindruckt eines der kleinen Hindernisse in die Mitte der Bahn.
Will spürte, wie sich Windmill anspannte und am liebsten sofort losgerannt wäre… Das war kein Scherz gewesen. Er hatte es genau so gemeint, wie er es gesagt hatte.
„Halt, stopp! Wie soll das gehen? Ich werd runterfallen und mir alles Mögliche brechen!“, rief er panisch, doch sein Sponsor schüttelte nur den Kopf.
„Auf geht’s. Spring. Du wirst nicht fallen.“
Er zwinkerte und Will dachte nur noch sprachlos „Verrückter Typ…“
Langsam wurden seine Hände feucht und er lockerte den Griff um die Zügel ein wenig. Seit dem Unfall hatte er Angst vor Dingen, die er nicht kontrollieren konnte - und ohne Gefühl in den Beinen zu springen, gehörte ganz vorne mit dazu. Aber Thomas kannte keine Gnade. Er wartete so lange, bis Will sich von selbst dazu durchgerungen hatte und Windmill auf das kleine Hindernis zu lenkte. Mit einer Hand krallte er sich in ihrer Mähne fest, die andere wanderte automatisch zu dem Handgriff am Sattel, als suche er Sicherheit.
Noch rund vier Galoppsprünge… Will schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet gen Himmel.
Noch drei… Er flog. Ob er sich jemals an das Gefühl gewöhnen würde, ohne Beine zu reiten?
Noch zwei… Auf einmal wusste er, worauf es ankam - er ließ los, legte die Hände links und rechts auf Windmills Hals und überließ sich ganz der Führung seines Pferdes. Manche Dinge musste man einfach nicht selbst beherrschen. Man musste vertrauen. Und obwohl ihm davor graute, tat er es.
Noch einer… Noch -
Instinktiv lehnte er sich über dem Sprung weit nach vorne und Windmill machte einen spektakulären Satz über das Cavalletti. Will spürte nicht, dass es ihn beim Sprung von selbst aus dem Sattel hob, doch er hing am Pferd wie eine Zecke und vollendete den Sprung mit einem Höchstmaß an Eleganz.
Auf einmal befiel ihn eine furchtbare Leere, als hätte jemand in seinem Kopf einen Schalter umgelegt, und er wäre beinahe vom Pferd gekippt, hätte er sich nicht schnell am Sattel abgestützt. Etwas blass um die Nase, schaute er dann auf und fragte mit zitternder Stimme: „Was… was war das?“
„Siehst du, du hast genug Schwung, um auch so springen zu können.“ Thomas bedachte ihn mit einem triumphierenden Lächeln. Will wollte sagen, dass es nicht das gewesen war, was er gemeint hatte, doch er blieb stumm und ließ seinen Blick über die paar Zuschauer am Zaun streifen. An Sky blieb er hängen.
Sie stand da, die Arme auf der obersten Zaunlatte abgestützt, den Kopf ließ sie hängen. Als sie seinen Blick bemerkte, schaute sie kurz auf, dann drehte sie sich plötzlich um und eilte davon.

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Characters featured:
Willem Fischer, someone who found hope in deep, dark places
Windmill, someone who was a great help
Thomas Hoffmann, someone who directed them with a wink of his eye
and the others

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Next chapter :woohoo: Hope you'll like it ^^ Slowly it becomes more and more... interesting. maybe xD
I have to say, I love this picture... one of those I had in mind for a long time.
HANDSSSSSSS

Art, written art, characters (c) by me, no ref used
except for my own hand. maybe.
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